Bernd Posselt, München • Ausgabe Nummer 33 - November 2013


Vertreibungsort als Europa-Symbol

Da Kroatien seit 1. Juli EU-Mitglied ist, wurde jetzt im Straßburger Europaparlament erstmalig des Jahrestages der Zerstörung der kroatischen Barockstadt Vukovar an der Donau durch serbisch-jugoslawische Truppen gedacht, die am 18. November 1991 Europa erschütterte. Der kroatische Europaabgeordnete Davor Stier hatte gemeinsam mit seinem bayerischen Kollegen Bernd Posselt, außenpolitischer Sprecher der CSU im Europäischen Parlament und Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, aus diesem Anlaß an Kroatiens Schulen einen Aufsatzwettbewerb ausgeschrieben und in Straßburg eine Ausstellung über Zerstörung und Wiederaufbau Vukovars präsentiert.

Hauptredner des von internationalen Medien stark beachteten Gedenkaktes, an dem Parlamentarier vieler Nationen und Fraktionen teilnahmen, war Bernd Posselt, der im Europaparlament seit Jahrzehnten den Weg Kroatiens in die EU aktiv begleitet hat und als Repräsentant der deutschen Heimatvertriebenen darüber hinaus mit dieser Veranstaltung auf das Problem der so genannten "ethnischen Säuberungen" sowohl nach dem Zweiten Weltkrieg als auch dann 1991 hinwies. Er hatte sich in den Wochen vor dem kommunistisch-nationalistischen Angriff auf Vukovar selbst im Kriegsgebiet an der kroatisch-serbischen Grenze aufgehalten und sich gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung bereits damals für die Freiheit des eng mit dem Freistaat verbundenen mitteleuropäischen Landes Kroatien eingesetzt.

Der Einmarsch der so genannten Jugoslawischen Volksarmee in Vukovar war nach Ansicht Posselts, der auch als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, also des Vierten Bayerischen Stammes, sowie als Landesvorsitzender der Union der Vertriebenen in der CSU fungiert, "ein systematischer Versuch, den Geist Europas zu zerstören". Die ganze von Kroaten, Serben, Ungarn, Donauschwaben und vielen anderen geprägte Region um die barocke Donaustadt sei jahrhundertelang "ein blühendes Kleineuropa" gewesen, das zuerst die Vertreibungen und Morde nach dem Zweiten Weltkrieg und dann die von 1991 teilweise vernichtet hätten. Posselt zog eine Parallele zum Sitz des Europaparlamentes: Straßburg sei zur Europahauptstadt geworden, weil sich an diesem Ort nach den Worten des britischen Staatsmannes Ernest Bevin die menschliche Dummheit zwischen Deutschen und Franzosen besonders ausgetobt habe, weshalb man dort diese Dummheit durch Versöhnung besonders gut überwinden könne. In diesem Sinne sei das mittlerweile vom demokratischen Kroatien mit seinem vorbildlichen Volksgruppen- und Minderheitenschutz wieder aufgebaute Vukovar so etwas wie ein "Straßburg des Südostens". Europa könne nur gelingen, wenn Nationalismus und Vertreibung durch den Gedanken der Völkerverständigung überwunden würden: "Sonst hört die EU auf zu existieren."

Der neu gewählte kroatische Abgeordnete Davor Stier von der CSU-Schwesterpartei HDZ machte am Beispiel des an der Donau gelegenen Schlosses der Grafen von Eltz zu Vukovar deutlich, wie sehr sich nationalistischer Haß in planmäßiger Kulturzerstörung manifestiert. 1945 hätten die Kommunisten die rechtmäßigen Schloßeigentümer vertrieben, 1991 sei der Barockbau einschließlich des darin enthaltenen Museums von den Belgrader Truppen weitgehend zerstört worden. Heute seien viele der vertriebenen Einwohner zurückgekehrt, das Schloß und die Stadt in neuem Glanz erstanden, was eine Friedensidee sichtbar mache, die zu den Grundlagen Europas gehöre "als Botschaft der Hoffnung".

Der Elsässer Joseph Daul, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, also der mit Abstand stärksten Fraktion im Europaparlament, nannte Kroatien "ein Beispiel für den Rest Südosteuropas". Wenn er die Bilder der Kriegszerstörung von 1991 sehe, erinnere er sich an die Erzählungen seines Vaters aus dem Zweiten Weltkrieg, die ihn zum überzeugten Europäer gemacht hätten.

Am Ende der Feierstunde zeichneten die drei Parlamentarier die kroatischen Schüler und Schülerinnen Lara Manojlovi?, Ivan Kos sowie Lora Skuban und Valentina Draženovic aus, die den von Davor Stier und Bernd Posselt ausgeschriebenen Aufsatzwettbewerb "Vukovar - europäische Botschaft des Friedens" gewonnen haben.


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